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10. May 2022

Unerwünschte Nebenwirkungen unserer Holakratie

Von Situationen, in denen unsere Holakratie gewaltig stinkt.

Ein Grundprinzip der Holakratie ist die Transparenz. Bei Erfolgsgeschichten ist transparente Reflektion und Kommunikation sehr einfach und angenehm. Man klopft sich in der Öffentlichkeit auf die Schulter. Was aber, wenn die Schultern hängen? Als holakratische Unternehmung fühlen wir uns auch in diesen Situationen der Transparenz verpflichtet. Lasst mich also Licht ins Dunkel der unerwünschten Nebeneffekte unserer Holakratie bringen.

Auf der Reise

Neue Mitarbeitende erwarten bei uns oft ein gut geöltes und effizientes Holakratie-System vorzufinden. Schliesslich versprechen sämtliche «Pro-Holakratie» Inhalte des WWW fantastisches. Das wäre es vermutlich auch, wenn man dieses Framework in Vollendung und mit der nötigen Reife lebt. Wir hingegen sind auf der Reise. Manche Dinge haben wir schon gut im Griff, andere weniger.

Es kommt daher vor, dass in neuen Situationen Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind. Dann reden oft viele Leute mit, ohne dass effizient eine Entscheidung getroffen werden kann. Es ist dann aller beteiligten Aufgabe, Klarheit und Strukturen zu schaffen, damit bei einer nächsten ähnlichen Situation alles klar ist. Das kann sehr anstrengend sein – vor allem neben einem anspruchsvollen Tagesgeschäft. Früher machten das unsere Chefs. Heute müssen die Betroffenen selbst nötige Organisationsstrukturen schaffen.

Es kommt vor, dass trotz dokumentierten Strukturen nicht klar ist, wer einem für ein bestimmtes Anliegen weiterhelfen kann. Dann beginnt in der Regel eine kleine Odysseus-Reise. Ich werde dann ein paar Mal von Rolle zu Rolle weitergegeben, bis ich schliesslich am Ziel bin. Ans Ziel komme ich eigentlich immer. Manchmal ist es einfach sehr umständlich. Früher konnte ich einfach den Chef fragen. Der wusste alles. Heute muss ich mir bei Unklarheit selbst den Weg suchen.

Fehlende Strukturen?

Es kommt vor, dass wir für bestimmte Bereiche den optimalen Einsatz der Holakratie noch nicht gefunden haben. Ein Beispiel dafür ist die reibungslose Verschränkung von SCRUM und Holakratie. Einige Menschen empfinden die Projektarbeit in diesen Bereichen noch immer mühsamer als vor der Holakratie. Früher hat der Chef die nötigen Strukturen einfach geschaffen. Heute müssen die Betroffenen selbst nötige Organisationsstrukturen schaffen. Das kann bei grossen Änderungen sehr kräftezehrend sein.

Es kommt vor, dass Entscheidungswege lang und mühsam sind. Wir lernen alle noch, in unseren Rollen zu führen und zu entscheiden. Jede Rolle ist mit unterschiedlich viel Macht ausgestattet. Wer noch nie vorher geführt hat, muss dies zuerst lernen. Entscheidungen drehen dann manchmal eine Extrarunde, bis sie wieder da sind, wo entschieden werden darf. Früher war klar, dass einfach der Chef entscheidet. Heute müssen wir in unseren Rollen andere Rollen und somit Menschen führen. Mal führt man, mal wird man geführt. Das ist ein langer Lernprozess.

Erwünschte Nebenwirkungen?

Falls Dich diese Zeilen nicht abgeschreckt haben, dann bist du vermutlich ein Mensch, der gerne sein Arbeitsumfeld mitgestaltet. Für Dich ist es selbstverständlich, dass zu deiner täglichen Arbeit auch die Entwicklung unseres holakratischen Systems gehört. In Rückschlägen siehst Du den Prozess des Lernens und bist auch bereit, an Dir als Mensch zu arbeiten. Falls das auf Dich zutrifft, dann sind die oben beschriebenen Nebenwirkungen nicht unerwünscht, sondern als Herausforderung und einzigartige Erfahrung für Dich vermutlich willkommen. Vielleicht findest du ja bei uns deinen Traumjob?

Falls Dich die beschriebenen Nebenwirkungen abgeschreckt haben, können wir Dir versichern, dass wir regelmässig unseren Arzt oder Apotheker konsultieren. Beobachte uns doch weiter. We’re getting there!